matthias quabbe
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In den Bildern der Serie "_baum_" werden Natur und Kultur konfrontiert. Durch die Doppelung von Inhalten – die in der Architektur üblich ist, in der Natur jedoch trotz aller Symmetrien nicht vorkommt – werden die jeweiligen Grundprinzipien von Wiederholung und Einzigartigkeit auf einander abgebildet. Während die Architektur durch ihre Konstanz im Bild natürlicher wirkt als die Natur, ist sie in erster Linie Matrix; sie fungiert als Beweisführung, die die Ausformungen der Natur im Bild in einen vermeintlich realen Kontext setzt. Die radikale Domestizierung von Natur im von Menschen gestalteten Raum wird im Bild zum Ornament, zu einer zeitlosen Skulptur, in der Kultur und Natur ihre Positionen tauschen und die Natur zur Dominante über die Architektur bzw. das von Menschen Erbaute wird.

In "_baum_" ist die Welt – entsprechend der alltäglichen Wahrnehmung – wieder eine Scheibe. Die im herkömmlichen Bild auf die Unendlichkeit verweisende Bildbegrenzung wird zu einem Kreis gebogen, der sich um den Betrachter krümmt und an der Spiegelkante im Bild schließt.

Was wir wissen und was wir erkennen, was wir für real halten und was wir wahrnehmen sind zwei ebenso unterschiedliche wie simultane Perspektiven. Wir sind von der Zentralperspektive domestiziert und halten diese für natürlich. Wir sind hypnotisiert. Das Zentrum der Welt liegt nicht in der einen Flucht der zentralen Perspektive, sondern im linken und im rechten Auges des Betrachters.


„In der Tat denken wir jedes Charakteristikum als konstant, so wie es ist, solange nicht irgendein Faktor auf es einwirkt, der es verändert, ähnlich wie sich auch die mechanische Geschwindigkeit durch Einwirkung einer mechanischen Kraft verändert. [...] Und wenn wir die Form als objektiven Inhalt des Denkens und des Raums erkennen, so wird damit genauso, d.h. als etwas dem Denken objektiv Gegenüberstehendes, auch die Möglichkeitsbedingung von Formenvielfalt, von Mannigfaltigkeit erkannt. Diese Bedingung ist der Raum.“ (Pawel Florenski „Raum und Zeit“, Kontext Verlag, Berlin 1997)

„Leibniz hat durch eine mehrfach berichtete Anekdote selbst dafür gesorgt, dass der Herrenhäuser Große Garten einen eigenen Status in der Geschichte der Philosophie errang. Sie besagt, dass er eine seiner philosophischen Grundkenntnisse aus der Erfahrung dieses Gartens gewonnen hat. Es handelt sich um das Indiszernibilienprinzip, dem zufolge alle Dinge, die voneinander ununterscheidbar seien, identisch sein müssten. Da die geschaffene Welt aber dadurch ausgezeichnet sei, dass alle Dinge den ihnen gemäßem Ort hätten und folglich nur mit sich und nicht mit anderen Dingen identisch sein könnten, müsse von der durchgehenden Unterscheidbarkeit aller Dinge und Körper ausgegangen werden. [...]“ (Horst Bredekamp „Leibniz und die Revolution der Gartenkunst“, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2013)
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